Als Unternehmer Geld auszugeben ist etwas Wundervolles. Für jeden Euro, den wir ausgeben, erwarten wir uns ja mindestens etwas mehr zurück, als wir ausgegeben haben.
Dies gilt einerseits bei Investitionen, die uns dauerhaft begleiten, wie beispielsweise neuen Geräten und andererseits auch bei laufenden Ausgaben, wie Wareneinkauf und Personalkosten und allen anderen Betriebskosten.
Ein leidiges Thema ist dabei die Situation, dass letztlich zu wenig „hängen bleibt“ für den ganzen Einsatz, den der/die Friseurunternehmer/in das ganze Jahr über zeigt! Dabei ist es ganz einfach, diese Situation zu verändern. Wie schon die Überschrift sagt, ist eine alte Kaufmannsweisheit, dass der Gewinn im Einkauf liegt.
Unter Einkauf ist zunächst alles zu verstehen, wofür der Unternehmer Geld ausgibt. Die traurige Wahrheit ist, dass oft zu viel ausgegeben und zu teuer eingekauft wird. Zu klären ist, ob alle einzelnen Ausgaben grundsätzlich notwendig sind. Wenn dies bejaht wird, ist zu prüfen, ob sie auch in dieser Höhe angebracht sind. Wenn auch dies bejaht wird, und trotzdem zu wenig übrigbleibt, so zeigt dies eindeutig, dass falsch kalkuliert wurde!
Hier fängt der Unternehmerjob an! Hier muss sich jeder Unternehmer mit der eigenen betriebswirtschaftlichen Auswertung, der Summen- und Saldenliste und letztlich mit der Bilanz auseinandersetzen.
Grundsätzlich gibt es für fast alle Bereiche Vergleichszahlen, die einem zunächst nur zeigen, wo man im Vergleich zu anderen steht. Im Kostenbereich sind diese jeweils in Prozent vom Umsatz angegeben. Dein Job als Unternehmer/in ist es, diese zu kennen und bewusst zu steuern und für sich individuelle Zielwerte festzulegen!
Im Durchschnitt der uns bekannten Zahlen ergibt sich dabei folgendes Bild je hundert Euro Umsatz nach Abzug der Umsatzsteuer:
Umsatz netto |
100,- Euro |
Wareneinkauf |
12,- Euro |
Personalkosten max. |
45,- Euro |
Gemeinkosten inkl. Neutraler Aufwand |
25,- Euro |
Ergebnis |
18,- Euro |
Das bedeutet unterm Strich, dass durchschnittlich 18,- Euro als Gewinn dem/der Unternehmer/in zur Verfügung stehen je 119,- Euro Bruttoumsatz. Nun ist es aber so, dass ein Durchschnitt eben immer nur Durchschnitt ist. Er gilt nicht gleichermaßen für große und kleine Betriebe! Insbesondere in den Personalkosten – als größter Kostenblock im Friseurhandwerk - ist hier deutlich zu differenzieren. Um es zu verdeutlichen hier ein Extrembeispiel: Ein Friseur, der allein in seinem Salon arbeitet, hat überhaupt keine Personalkosten. Kommt dann eine Person hinzu, so werden die Personalkosten sicher nicht so hoch sein, wie in einem Unternehmen, welches wirklich alles hat: Eine Putzfrau, eine Rezeption, Lehrlinge und andere Zuarbeiter. Mit mehr Personal steigen die Personalkosten je 100,- Euro Nettoumsatz überproportional natürlich an!
Exkurs: Deshalb muss es auch unterschiedliche Lohnsysteme geben! Es kann ein Mitarbeiter, dem alles zur Verfügung steht – von Rezeption bis Zuarbeiter und Putzfrau – viel mehr leisten in gleicher Zeit als ein Mitarbeiter, der alle diese Tätigkeiten selbst ausführen muss. Wenn bei beiden Mitarbeitern ein identisches Lohnsystem angewendet wird, würde der Mitarbeiter ohne Hilfe deutlich weniger verdienen, weil er sich ja um alles kümmern muss. Welches Lohnsystem richtig ist, würde den Artikel sprengen.
Die Gemeinkosten als zweitgrößter Kostenblock beinhaltet folgende Unterkategorien:
Raumkosten |
10,- Euro |
Versicherungen / Beiträge |
1,- Euro |
Weiterbildungskosten |
3,- Euro |
KFZ – Kosten |
1,- Euro |
Werbekosten |
3,- Euro |
Instandhaltungskosten |
1,- Euro |
Verschiedene Kosten |
5,- Euro |
Neutraler Aufwand |
1,- Euro |
Gemeinkosten incl. Neutraler Aufwand |
25,- Euro |
Die Raumkosten verstehen sich als Miete und Nebenkosten, also Gas, Strom, Wasser, usw. Die Nebenkosten sind mit etwa 2,- Euro anzusetzen, was also heißt, dass die Miete für etwa 8,- Euro je 100,- Euro Nettoumsatz anzusetzen ist. Im Umkehrschluss heißt dies, dass die Miete netto und ohne Nebenkosten mit dem Faktor 12,5 multipliziert werden muss, um für dieses Objekt den notwendigen Umsatz zu erzielen. Bitte pass auch auf, ob Deine Nebenkosten noch im Rahmen sind. Hier hilft dann auch manchmal der Wechsel eines Anbieters oder des Tarifes – z.B. bei Strom.
Prüfe bitte auch spätestens alle 2 Jahre, ob Deine Versicherungen noch aktuell sind und ziehe einen Vergleich zu anderen Anbietern. Zahlst Du noch Beiträge zu Vereinigungen, die sich als erfolglos herausgestellt haben, bspw. einer Werbegemeinschaft, die sich für Dich nicht (mehr) lohnt?
Bitte plane für den weiteren Erfolg Deines Unternehmens 6,- Euro je 100,- Euro Nettoumsatz für Werbung und Weiterbildung ein. Wo Dein Schwerpunkt liegen sollte, zeigt dabei nur ein Blick in Dein Unternehmen. Hast Du herausragende Mitarbeiter, die wenig Weiterbildung benötigen, so kann mehr Geld in die Werbung fließen. Sind die Mitarbeiter jedoch noch deutlich intensiver zu schulen, dann bitte erst in Weiterbildungen investieren! Diese Kosten solltest Du in jedem Fall einplanen und mit einkalkulieren. Jedoch werden hier meistens die ersten Abstriche gemacht, wenn der Gewinn zu gering ist – allerdings sind diese beide Kostenarten die Investition in Deine Zukunft! Es sind die Kosten, die für den weiteren Erfolg Deines Unternehmens unabdingbar sind. Wer nicht wirbt, der stirbt! – sagt schon ein uraltes Sprichwort!
Die KFZ – Kosten sind in einem Friseurunternehmen meist das große „Privatvergnügen“. Es ist völlig in Ordnung, wenn diese aus steuerlicher Sicht im Unternehmen angesiedelt sind. Dies sollte der Steuerberater jedoch prüfen – in Einzelfällen hat die Prüfung ergeben, dass dadurch auf den Unternehmer mehr Steuerbelastung erfolgte! Ansonsten gilt hier nur der Grundsatz: Man muss es sich leisten können!
Die Instandhaltungskosten sollten bei maximal einem Euro je 100,- Euro Nettoumsatz liegen.
Unter Neutralem Aufwand ist meist einzig der Zins für Kredite des Unternehmens gebucht. Ist diese Position höher als 1,- Euro je 100,- Euro, so ist entweder der Zinssatz der Bank überteuert, die Verschuldung zu hoch oder die Finanzstruktur schlecht! Hier ist dann höchste Warnstufe! Bitte sofort handeln.
Die Verschiedenen Kosten beinhalten alle Kosten, die noch nicht zuordenbar sind. Beispielsweise sind dies (Steuer-) Beraterkosten, Handy- und Festnetzanschluss, Büromaterialien, usw. Bitte prüfe auch diese spätestens alle 2 Jahre! Insbesondere in den Kommunikationskosten sollte nach 2 Jahren ein günstigerer Tarif angebracht sein.
Kommen wir zu den Kosten für den Wareneinkauf: Diese sind natürlich stark abhängig von der Frage, wie sich der Umsatz zusammensetzt. Dies zeigt nachfolgende Aufstellung beispielhaft, wobei die Prozentwerte als Leitlinie gelten:
Umsatzbereich |
Wareneinkauf in % |
Unternehmen 1 |
Wareneinkauf |
Unternehmen 2 |
Wareneinkauf |
Damen |
6% |
80,- Euro |
4,8 Euro |
70,- Euro |
4,2 Euro |
Herren |
1% |
10,- Euro |
1,0 Euro |
25,- Euro |
2,5 Euro |
Verkauf |
55% |
10,- Euro |
5,5 Euro |
5,- Euro |
2,8 Euro |
Gesamt |
100,- Euro |
11,3 Euro |
100,- Euro |
9,5 Euro |
Die Tabelle zeigt, dass beide Unternehmen – obschon beide in den einzelnen Umsatzbereichen die Leitlinie eingehalten haben, doch einen Unterschied im Wareneinkauf haben: Unternehmen 1 zahlt 11,3 Euro, Unternehmen 2 nur 9,50 Euro je 100,- Euro Nettoumsatz! Bitte sprich mit Deinem Steuerberater hinsichtlich der Trennung der Kosten und Umsätze, um hier wirklich ergebnisorientiert zu arbeiten. Hast Du in den einzelnen Bereichen höhere Wareneinsätze, so ist entweder falsch kalkuliert oder es wird beispielsweise nicht der korrekte Betrag beim Kunden kassiert. Stichwort „Freundschaftspreise“ oder auch nicht genügend Selbstbewusstsein seitens des Mitarbeiters zur Durchsetzung der Preise. Die vielen anderen Gründe oder Ausreden mag ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Aber lass mich meine Erfahrung mitteilen: In den allermeisten Fällen ist es einfach unachtsamer Umgang mit den Materialien; oder auf den Punkt gebracht: Verschwendung! Reste in Farbschälchen sind erste Warnzeichen!
Ich bin mir sicher, Dir fallen Einspareffekte oder Situationen und Ausgaben auf, die sich locker ohne großen Aufwand positiv auf Dein Ergebnis auswirken. Bei einem Unternehmen mit durchschnittlich 25.000,- Euro Nettoumsatz bedeutet ein einziger Prozentpunkt mehr Rendite 250,- Euro im Monat bzw. dann eben 3.000,- Euro pro Jahr! Das ist schon mal ein Urlaub!
Herzlichst,
Dein Stefan Dax
P.S.
Wenn Du mehr wissen willst, sei es das Thema Kosten und Einsparungspotential oder auch Umsatz und dessen Steigerung durch gezielte Maßnahmen, sei es der gerechte Lohn und Leistungslohnsystem, Werbung und Weiterbildung, dann komm doch einfach zu unserem Chefseminar I – wir freuen uns auf Dich!