Seit circa vier Wochen sind die Friseursalons nun geschlossen. Die Emotionen gingen in dieser außergewöhnlichen Zeit wohl rauf und runter. Wir haben Friseurunternehmer gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Zeit ergeht.
An einem Tag denkst Du Dir „Wie soll ich das nur alles schaffen?“, an einem anderen Tag bist Du guter Dinge und nutzt die Zeit und arbeitest am Unternehmersein. Wir haben Friseurunternehmer gefragt, wie es ihnen in der jetzigen Zeit ergeht, was ihre größte Herausforderung ist, wie ihr Alltag im Moment aussieht, was sie der Situation Gutes abgewinnen können und was sie anderen Friseuren mit auf den Weg geben möchten. Ihr seid mit Euren Gefühlen nicht alleine und es ist ganz natürlich, gute und auch schlechte Tage mit dabei zu haben. Seht selbst, was Eure Kollegen berichten:
Rebecca von Allmen, Inhaberin Coiffure City in Langenthal, Schweiz:
Wie fühlst Du Dich im Moment mit dieser Situation? Wie ist Deine Stimmung?
Nun ja, jetzt langsam arbeitet mein Unterbewusstsein sehr stark. Schlafe kaum oder schlecht. In der Nacht mache ich Buchhaltung und bin am Rechnen. Ich habe eine innere Nervosität, die kaum zu bändigen ist. Meine Emotionen fahren Achterbahn und ich bin sehr dünnhäutig und nahe am Wasser gebaut. Obschon ich mir keine grossen Ängste und Sorgen machen muss.
Aber das bin halt ich….
Was ist Deine größte Herausforderung?
Zum einen sicher das Administrative (Angst, etwas falsch zu machen), das Digitale
und sicher ich selber werde aufs äusserste geprüft zum Thema Geduld, Ruhe, Emotionen im Griff haben und, und, und.
Was kannst Du der Situation Gutes abgewinnen?
Meine Tage sind abwechslungsreich gefüllt, aber ohne Stress! Ich kann mir Zeit nehmen, Sport zu machen, ich kann in die Natur hinaus und einfach mal sein ohne schon im Kopf zu haben, was noch zu tun ist. Ich glaube, dass ich trotz meiner «Sorgen» schon ewig nicht mehr so entspannt war.
Ich kann endlich auch wieder mal ein bisschen backen oder wieder einmal in Ruhe etwas Neues ausprobieren beim Kochen. Unser Haus kann ich jetzt auch richtig geniessen und den Garten pflegen. Und dann sind noch unsere Katzen, die es auch geniessen, dass ich zu Hause bin.
Wie sieht Dein Alltag im Moment aus?
Ich mache am Morgen einen Teil Administratives (Mail, die Post, Social Media….) , dann ziehe ich mein Sportprogramm durch mit Videos aus meinem Fitnessstudio und gehe dann eine Runde Nordic Walking in den Wald. Mittagessen kochen für mich und meinen Partner.
Am Nachmittag mache ich diverse Besorgungen und gehe noch in den Salon, um Kundenbestellungen zu bearbeiten und auszuliefern. Dann schaue ich mir meine Lieblingssendung an. Wenn mein Partner nach Hause kommt, geniessen wir den Garten, lesen ein bisschen und gehen fast jeden Tag noch zusammen spazieren. Ist echt schön, die Partnerschaft wieder einmal soooooo zu geniessen! Abends bin ich meistens auch noch kurz am E-Mailen und habe zwischendurch auch noch Telefonate von Kunden, die ich entgegennehme.
Auf was freust Du Dich?
Auf die Nähe der Menschen, die mir wichtig sind. Die Distanz zu meinen Liebsten ist mir viel zu gross. Danke sagen, indem man sich wieder umarmen darf! Meine engsten Freunde wieder zu sehen und zu knuddeln und auch ihnen danke sagen bei einem Fläschlein Wein oder so.
Auf meine kreative Arbeit…. Ich bin schon sehr gespannt auf die Kunden, wie sie aussehen, was wir aus ihnen zaubern können. Ich freue mich wieder auf den Austausch und die Freude einander wiederzusehen. Auf «Normalität», was das auch immer heisst?
Auf wieder einfacheres Einkaufen, ohne Distanz und einfach sich mit Freunden treffen.
Was möchtest Du anderen Friseuren mit auf den Weg geben?
Hhhmmmm…… eventuell, dass man sich in diesen Situationen nicht gegenseitig ans Schienbein pinkeln soll. Nichts übereilen, alles braucht seine Zeit. Man sollte professionell handeln und nichts herbeieilen. Anständig miteinander umgehen, keine Alleingänge, Friseure sollten sich mehr zusammentun. Ein Miteinander und nicht immer die Konkurrenz im anderen sehen. Und die liebe Geduld, wir müssen lernen, zu warten. Diese Krise hat für mich einmal mehr bestätigt, dass der Mensch nicht mehr warten kann. Es muss immer alles schon geregelt sein und pfannenfertig dastehen.
Eine Friseurunternehmerin aus Bayern schreibt:
Wie fühlst Du Dich im Moment mit dieser Situation? Wie ist Deine Stimmung?
Meine Stimmung war und ist immer wieder sehr wechselhaft. Zum Glück muss ich aktuell keine Existenzängste haben, darum bin ich sehr dankbar. Aber da ich eh ein Mensch bin, der immer alles hinterfragt und immer einen Plan haben muss, um sich wohlzufühlen, und alles "im Griff" haben muss, bewerte ich die Situation fast täglich neu für mich ... und meine Stimmung passt sich dementsprechend fast täglich neu an.
Was ist Deine größte Herausforderung?
Mal ohne Plan zu Leben. Ohne zu wissen, was kommt, wie es weiter geht, und ohne zu wissen, was nächste Woche passiert.
Was kannst Du der Situation Gutes abgewinnen?
Ich lerne gerade mit dieser Herausforderung umzugehen. Ich merke tatsächlich, dass ich entspannter werde. Ich kann sogar langsam Gefallen daran finden, in den Tag hineinzuleben. Ich habe Zeit, an mir, meiner Einstellung und meiner Denke zu arbeiten. Wieder herauszufinden, was mir wirklich Freude bereitet.
Wie sieht Dein Alltag im Moment aus?
Ich stehe immer früh auf, mein Mann arbeitet ab 7 Uhr im Homeoffice, und da trinken wir noch gemeinsam einen Kaffee. Dann mach ich ein bisschen Haushalt (den großen Hausputz und Ausräumwahnsinn habe ich schon hinter mir), checke die Social Media Kanäle, poste bei Gelegenheit was fürs Geschäft. So gegen 9 fahr ich in den Reitstall, da darf ich Gott sei Dank noch hin und genieße die Zeit mit meinem Pferd und einfach draußen zu sein (allerdings haben wir da auch ein Zeitlimit, wie lange wir uns im Stall aufhalten dürfen). Mittags setze ich mich mit meinem Mann auf den Balkon. 2-3 Mal die Woche gehe ich einkaufen, ich koche jetzt auch oft neue Dinge. Nachmittags stelle ich mir meist eine "sinnvolle" Aufgabe, wie Schrank ausräumen, Lager ordnen, Steuer vorbereiten. Ich habe z.B. auch schon ein Farblehre-Skript für meine neuen Mitarbeiter geschrieben. Ab und an richte ich Haarfarben und Produkte für meine Kunden her zum Abholen. Ich habe mir mal wieder ein Buch bestellt und lese meist am späten Nachmittag ein bisschen. Abends esse ich dann gemeinsam mit meinem Mann, wir spielen mal Scrabble, oder sitzen nur mit einem Glas Wein auf der Terrasse. Mal mache ich eine Yogaübung, mal eine Meditation, mal drehe ich Musik auf und singe und tanze ... mal trinke ich Prosecco, mal telefoniere ich mit Freunden und mal heule ich, weil ich alles doof finde!
Auf was freust Du Dich?
Am meisten freue ich mich wieder mit Menschen (Kunden) zu treffen, meine Mama ausgiebig zu umarmen, im Café zu sitzen und Menschen zu beobachten ... und in schöne Hotels zu fahren.
Was möchtest Du anderen Friseuren mit auf den Weg geben?
Jeder sollte die Zeit nutzen, sich etwas mehr um sich selbst zu kümmern. Mir hat diese Situation ganz klar und deutlich vor Augen geführt, wie glücklich mich mein Beruf macht und wie froh man sein kann, wenn man seinen Beruf auch leben darf ... über VIEL ARBEIT werde ich mich so schnell nicht mehr beklagen, wenn es dann endlich wieder los geht.
Jens Müller, Inhaber Jens Müller Haare in Verden:
Wie fühlst Du Dich im Moment mit dieser Situation? Wie ist Deine Stimmung?
Wer ist schon von der Situation begeistert? In den ersten Tagen fühlte es sich komisch an. Dann bin ich aber schnell ins Handeln gekommen.
Was ist Deine größte Herausforderung?
Für mich ist es das Ungewisse, können wir am 20.04. starten und wie?
Was kannst Du der Situation Gutes abgewinnen?
Entschleunigen, mehr Zeit zum Lesen, Musik hören und VORAUSDENKEN. Tolle Unterstützung von den Mitarbeitern, von Kunden, Familie und Freunden.
Wie sieht Dein Alltag im Moment aus?
Jeden Tag bin ich von 8.30 Uhr bis 13.30 Uhr im Salon, danach spazieren gehen und Zeit für mich (entschleunigen fällt mir ja schon schwer;))
Auf was freust Du Dich?
Auf die Mitarbeiter und die Kunden.
Was möchtest Du anderen Friseuren mit auf den Weg geben?
Immer Optimist sein, weiter an sich und seinem Konzept arbeiten. Und immer CHANCENsucher sein.
Wir hoffen, es hat Euch gut getan, die Gefühle und Herausforderungen Eurer Kollegen zu lesen. Falls Ihr Unterstützung in jeglicher Hinsicht braucht, scheut Euch nicht, die Schaefer Academy oder Schaefer Consulting zu kontaktieren. Wir sind immer für Euch da. Gemeinsam kann man viel mehr schaffen als alleine.
Herzlichst,
Euer Schaefer Academy Team