Was ist es, was die Kunden wieder kommen lässt? Welche Faktoren tragen zum Wohlfühlen bei? Auf was kommt es den Kunden beim Friseurbesuch wirklich an? Lisa Aceves schreibt über ihren ersten Friseurbesuch nach dem Lockdown und enthüllt, was Kunden am meisten schätzen.
Zum Glück war ich kurz vor dem Corona Lockdown noch beim Friseur und habe mir wunderschöne blonde Strähnen machen lassen. Da waren mir #MutzumAnsatz und #ichhaltedurch relativ egal. Dennoch habe ich mich – einfach wie alle drei Monate – mega auf meinen nächsten Friseurbesuch in der ersten Woche nach dem Lockdown gefreut. Ich gehe so gerne hin, kenne die Menschen dort seit Jahren, werde jedes Mal verwöhnt von oben bis unten und es geht mal drei Stunden einfach nur um mich, ohne Alltag und ohne To Do’s. Und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich ja bei meinem Lieblingsfriseur in Nürnberg am allermeisten auf den leckeren Milchreis mit Früchten und auf das Ingwer Getränk. Jedes Mal mit Liebe zubereitet und stylish serviert. Auch die lange Verwöhnmassage am Waschbecken ist immer ein Highlight.
Doch dieses Mal fahre ich mit einem mulmigen Gefühl zum Friseur meines Vertrauens. Wie wird das wohl mit Maske sein? Und will ich dieses Mal überhaupt eine lange Massage? Ich sollte ja so wenig Kontakt wie möglich mit der Stylistin haben.
Kurz bevor ich den Salon betrete, muss ich meine selbstgenähte Maske aufsetzen. Schön ist sie ja – weiß mit blauen Blümchen - aber angenehm ist anders. Ich atme ständig meine verbrauchte Luft wieder ein und fühle mich total verhüllt, fühle mich unwohl. Normalerweise strahlen mir viele Gesichter entgegen, wenn ich reinkomme. Ich dachte an den Augen kann man einiges ablesen, ob ein Mensch lächelt oder nicht, ob er freundlich oder eher düster dreinschaut. Aber irgendwie habe ich mich da getäuscht. Ich komme rein und aus vier Ecken blicken mir vier Stylisten mit Masken im Gesicht entgegen. Ich kann nicht wirklich sehen, ob sie ein Lächeln auf den Lippen haben oder nicht. Das ist gar kein schönes Gefühl. Auch unsere herzliche Umarmung fällt weg. Unsicher gehe ich zu meinem Platz. Diesmal darf mir weder das leckere Getränk, noch der besondere Snack angeboten werden. Ich merke schon in den ersten Minuten, dass all das, was mir sonst so gut gefällt bei meinem Friseurbesuch, auf einmal verschwunden ist. Eine Zeitschrift wird mir angeboten, aber ich lehne dankend ab, denn ganz wohl fühle ich mich dabei nicht. Ich weiß ja nicht, wie viele Personen die heute schon in der Hand hatten.
Ich bin der Stylistin so dankbar, dass sie in dieser außergewöhnlichen Zeit ihren Job überhaupt ausüben möchte, wo sie doch ein hohes Risiko trägt, sich mit dem Corona-Virus anzustecken bei so viel Kundenkontakt. Ich bewundere sie für ihre positive Einstellung und ihren Spaß an ihrer Arbeit.
Aber die Stimmung ist trotzdem anders als sonst. Durch die Masken und die Föhngeräusche fällt es schwer, einander zu verstehen. Da sind die meisten lieber still und es finden wenig Gespräche im Salon statt. Nun gut, das mit den Masken war Ende April alles noch neu für uns alle.
Mittlerweile haben sich die meisten bestimmt mehr daran gewöhnt und es wird alles immer mehr zur neuen Normalität. Auf was ich aber hinauswill, ist, dass mein Friseurbesuch komplett anders war als normalerweise. Und das hatte weder mit meinem Haarschnitt noch mit den Strähnen zu tun. Nein, es hatte einzig und alleine mit einem Lächeln auf den Lippen zu tun, mit einer Umarmung, mit angenehmen Leckereien, mit verwöhnt werden und mit Vorfreude und einem wundervollen Gefühl. Mit all den Dingen, die ich sonst immer so schätze und die bei diesem besonderen Besuch auf einmal anders waren. Und somit wäre mal wieder bewiesen, dass es beim Aussuchen eines Friseursalons nicht unbedingt auf das fachliche Können, sondern vielmehr auf das Erlebnis als Ganzes, auf Vertrauen zu den Menschen und auf ein Wohlfühlgefühl ankommt.
In der Corona Zeit haben wir weltweit erlebt, wie verbunden wir alle miteinander sind, wie wichtig uns ein Miteinander und ein Lächeln ist. Ich freue mich riesig auf eine Zeit ohne Masken, auf das, was uns Menschen ausmacht: auf Nähe und Verbundenheit. Ich verneige mich vor Euch, wie Ihr diese außergewöhnliche Zeit meistert. Ihr seid ein großer Teil davon, dass sich Menschen wohl in ihrer Haut fühlen und strahlend durch die Welt marschieren. Danke, Ihr lieben Friseure.
Herzlichst,
Eure Lisa Aceves